Edelbaustahl, rostfreier Stahl und Werkzeugstahl gehören zwar alle zur großen Familie der Stähle, sind aber auf sehr unterschiedliche Einsatzanforderungen zugeschnitten. Rostfreier Stahl ist vor allem dann die erste Wahl, wenn ein Werkstoff Korrosion widerstehen muss – etwa in feuchten, maritimen oder chemisch aggressiven Umgebungen. Durch seinen Chromgehalt von mindestens 10,5 % bildet er eine schützende Passivschicht, die ihn gegen Rost schützt. Dafür liegt seine mechanische Festigkeit je nach Sorte oft unter der von Edelbaustahl, sodass er bei sehr hohen mechanischen Belastungen oder in stoßbeanspruchten Anwendungen nicht immer die optimale Wahl ist.
Edelbaustahl hingegen ist in erster Linie auf mechanische Leistungsfähigkeit ausgelegt. Sein niedriger Gehalt an Phosphor und Schwefel sowie gezielte Legierungselemente sorgen für hohe Zugfestigkeit, ausgezeichnete Zähigkeit und lange Ermüdungsfestigkeit. Das macht ihn ideal für Bauteile, die enorme Kräfte übertragen, wiederholten Lastwechseln ausgesetzt sind oder unter Stoß- und Schwingungsbelastung arbeiten müssen. Korrosionsbeständigkeit steht hier nicht im Vordergrund – in feuchten oder aggressiven Medien benötigt Edelbaustahl daher zusätzliche Schutzmaßnahmen wie Beschichtung, Lackierung oder Verzinkung.
Werkzeugstahl wiederum ist eine völlig eigene Werkstoffgruppe, deren Entwicklung auf ganz andere Ziele ausgerichtet ist: extreme Härte, Warmfestigkeit und Verschleißbeständigkeit. Diese Eigenschaften werden benötigt, um andere Werkstoffe zu schneiden, zu formen oder zu prägen – sei es in Schneidwerkzeugen, Matrizen, Stempeln oder Fräsern. Werkzeugstähle erreichen Härten von über 60 HRC und behalten diese oft auch bei hohen Temperaturen, wie sie z. B. beim Warmumformen auftreten. Allerdings geht diese Härte oft zulasten der Zähigkeit, weshalb Werkzeugstahl in stoßbelasteten Anwendungen ohne Schutz bruchanfällig sein kann. Zudem verfügen die meisten Werkzeugstähle nicht über die Korrosionsbeständigkeit rostfreier Sorten und sind auch nicht so vielseitig formbar wie Edelbaustähle.
Zusammengefasst lässt sich sagen: Rostfreier Stahl punktet bei Korrosionsschutz, Edelbaustahl bei mechanischer Belastbarkeit und Zähigkeit, und Werkzeugstahl bei Härte und Verschleißbeständigkeit. Die Wahl hängt daher immer stark von den Einsatzbedingungen und Prioritäten der Anwendung ab.